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Bestandsaufnahme und Analyse – Daten als Basis für Veränderung

Nach der Schaffung der organisatorischen Basis (Phase 0) erfolgt die Ermittlung des Ist-Zustands. In dieser Phase wird die Erhebung belastbarer Daten durchgeführt, um subjektive Eindrücke durch Fakten zu ergänzen und passgenaue Maßnahmen abzuleiten.

1. Lern- und Mobilitätsziele der Phase

  • Mobilitätsziel: Identifikation der tatsächlichen Verkehrsmittelwahl (Modal Split) sowie der zentralen Schwachstellen und Gefahrenpunkte im Schulumfeld.
  • Lernziel: Förderung der Data Literacy (Datenauswertung) und der Raumkompetenz. Die Schüler:innen erlernen die analytische Betrachtung ihres Lebensraums und die kriteriengeleitete Benennung von Defiziten in der Infrastruktur.

2. Planerische und psychologische Hintergründe

Verkehrsplanerische Perspektive:
Professionelle Bestandsaufnahmen bestehen aus einer Kombination von quantitativen Daten (Verkehrszählungen, Unfallstatistiken) und qualitativen Daten (Problemstellen aus Nutzersicht)4444. Während Kommunen oft Planungsbüros beauftragen, kann durch schulische Eigenerhebungen eine wesentlich höhere Detailtiefe für das direkte Schulumfeld erreicht werden5.+4
Verhaltenspsychologische Perspektive:
Der Fokus liegt auf der Differenz zwischen objektiver und subjektiver Sicherheit. Ein Weg kann objektiv sicher sein (wenig Unfälle), sich aber subjektiv unsicher anfühlen (dunkle Unterführungen, hohes Tempo des Kfz-Verkehrs). Nur wenn das subjektive Sicherheitsempfinden gestärkt wird, findet eine dauerhafte Verhaltensänderung hin zur aktiven Mobilität statt6666.+1
BNE-Baustein: Partizipative Forschung – Die Bestandsaufnahme ist ein exzellentes Beispiel für "Forschendes Lernen". Schüler:innen agieren als Mobilitätsforscher in eigener Sache und leisten einen Beitrag zu SDG 11 (Nachhaltige Städte), indem sie Barrieren für nachhaltige Mobilität aufzeigen.

3. Konkrete Handlungsoptionen und Methoden

Die Schule kann verschiedene Bausteine kombinieren, um ein umfassendes Bild zu erhalten:
Methode
Durchführung
Nutzen
Mobilitätsbefragung
Online- oder Paper-Survey unter Schüler:innen und Eltern.
Ermittlung des Modal Split und der Gründe für die Verkehrsmittelwahl (z.B. Zeitgewinn vs. Angst)8888.+2
Partizipativer Schulwegcheck
Begehung/Befahrung der Hauptrouten durch das Schulteam.
Identifikation von Hindernissen wie fehlenden Querungshilfen oder zu schmalen Gehwegen9999.+3
Erreichbarkeitsanalyse
Kartierung der Einzugsbereiche (z.B. "Wer wohnt im 15-Minuten-Radius zu Fuß/Rad?").
Aufzeigen von Potenzialen für den Umstieg vom Auto auf aktive Mobilität10101010.+2
Unfalldatenanalyse
Auswertung der Unfallatlas-Daten in Kooperation mit der Polizei.
Identifikation von realen Gefahrenschwerpunkten im Umfeld11111111.+2

4. Workshop-Design: "Kiez-Detektive"

Um Jugendliche aktiv einzubinden, empfiehlt sich ein interaktiver Workshop zur Bestandsaufnahme.
  • Methode: Stationenlernen oder geführte "Streifzüge".
  • Experten-Tipp zur Moderation: Die Nutzung digitaler Tools wie Mapping-Apps ermöglicht es Schüler:innen, Problemstellen direkt vor Ort zu fotografieren und mit Geodaten in einer digitalen Karte zu markieren. Dies erhöht die Motivation und liefert präzise Daten für die Stadtverwaltung.
  • Einbindung lokaler Behörden: Die Einladung der Verkehrssicherheitsberatung der Polizei zum Schulwegcheck ist empfehlenswert. Der direkte Austausch vor Ort schafft Verständnis für beide Seiten (planerische Zwänge vs. Erleben der Jugendlichen).

Implementierung (Checkliste für Notion)

Methoden-Mix festlegen: Festlegung der wichtigsten Analysen für den jeweiligen Standort (z.B. Fokus auf Elterntaxis oder Radwege).
Befragung starten: Durchführung einer schulinternen Umfrage zur Verkehrsmittelwahl.
Schulwegcheck terminieren: Begehung mit Schüler:innen, Eltern und Polizei organisieren.
Infrastruktur-Check: Inventur der vorhandenen Anlagen (Anzahl und Zustand der Radständer, Beleuchtung).
Datenaufbereitung: Ergebnisse visuell darstellen (z.B. Heatmap der Problemstellen), um sie in Phase 2 zur Maßnahmenplanung zu nutzen.
Ressourcen nutzen: Viele Kommunen bieten bereits Vorlagen für Mobilitätsbefragungen an. Anfragen beim lokalen Straßenverkehrsamt nach vorhandenen Daten oder Analyse-Tools können Doppelarbeit vermeiden.